Delmenhorster Labor untersucht Wohnung einer erkrankten Mieterin

Die Ärztin der 28-jährigen Stuhrerin hat bei ihr Asthma diagnostiziert. Der Verdacht der jungen Frau: Schimmel in ihrer Wohnung könnte der Auslöser sein. Das Lafu überprüft mit Oberflächen-, Luft- und Materialproben, ob Schimmelpilze vorliegen.

STUHR·DELMENHORST. „Das riecht nach alten Scheuerlappen“, sagt Renate Seyfert naserümpfend und tritt schnell zwei Schritte zurück von der Stelle, wo das aufgebrochene Laminat den Blick auf den alten Fußboden darunter freigibt. Die Mitarbeiterin des Delmenhorster Labors für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu) ist dem Hilferuf einer 28-jährigen Stuhrerin gefolgt, die Schimmel in ihrer Wohnung vermutet. Eine Arztin diagnostizierte bei der jungen Frau kürzlich Asthma. Als die Wolke muffiger Luft aus dem Fußboden frei wird, beginnt sie heftig zu husten und flüchtet auf die Terrasse.

Wenn das Lafu-Team Innenräurrie auf Schadstoffe untersucht, plant es zunächst die Probennahme. Bis zu sieben verschiedene Verfahren kommen bei einem Verdacht auf Schimmelpilze in Frage, von Oberflächen-, über Luft- bis hin zu Materialproben. „Wir messen zuerst die Feuchtigkeit und Temperatur der Wände“, entscheidet Diplom-Ingenieurin Seyfert in der Stuhrer Mietwohnung. Mit dem Fühler des Geräts tastet sie die Wände des gut 30 Jahre alten Gebäudes ab und diktiert ihrer Kollegin Frauke Heimsoth Messwerte. Schnell zeigt sich, dass eine Zimmerecke feuchter und um einige Grad Celsius kühler ist, als der Rest.

„Dort ist es im Winter eiskalt, selbst wenn die Zimmertemperatur normale 18 Grad Celsius beträgt“, denken die 28-Jährige und ihr Lebensgefährte an die kalte Jahreszeit zurück. Der 33-Jährige berichtet von einem Experiment: „Wir haben eine Wasserschale in der Zimmerecke auf den Boden gestellt und sie ist gefroren, obwohl es im Zimmer sonst warm war.“ Der Boden sei dort immer leicht feucht, wenn es draußen kalt ist.

„Sichtbarer Schimmelbefall ist Immer nur ein Symptom“

„Sichtbarer Schimmelbefall ist immer nur ein Symptom – die Ursache ist Feuchtigkeit“, sagt Lafu-Geschäftsführer Gary Zörner. In der Wohnung des Stuhrer Paares macht sich Renate Seyfert auf die Suche nach möglichen Auslösern für die feuchte Außenwand: Ein defektes Regenfallrohr? Ein schlecht isolierter Einfüllstutzen für Heizöl in der Wand? Ein unsachgemäß an das Haus angeschlossenes Garagendach? „Das sind schon drei mögliche Ursachen“, sagt Seyfert.

In der Stuhrer Mietwohnung soll das Delmenhorster Labor allerdings zunächst einmal den äußerlich nicht sichtbaren Schimmelbefall nachweisen. Die Feuchte- und Temperaturmessung hat den richtigen Weg gewiesen: Als Renate Seyfert in der Zimmerecke die Tapete löst, kommen schwarz-graue Schimmelflecke zum Vorschein und der alte Bodenbelag unter dem Laminat riecht hier muffig.

„Wir nehmen Folienkontakt- und Materialproben“, erläutert Seyfert, während ihre Kollegin Tapetenund Bodenstücke einpackt und mit einem Klebefilm eine Probe an der Wand nimmt. Schließlich saugt das Luftkeimsammelgerät einmal in der Zimmerecke und einmal draußen surrend Raum- und Außenluft ein, um sie auf Schimmelpilzsporen zu testen. Welche genau in den Proben vorhanden sind, werden die Laborergebnisse zeigen.

Die 28-Jährige und ihr 33-jähriger Freund hoffen auf baldige Klarheit, denn auf die in üblichen Allergietests überprüften Schimmelpilzarten reagierte sie nicht. Trotzdem stellt die junge Frau fest: „Seit wir vor zwei Jahren hier eingezogen sind bin ich oft erkältet, habe Kopfschmerzen und jetzt auch noch Atembeschwerden.“ „Sie ist Leistungssportlerin und war sonst nie krank“, ergänzt ihr Lebensgefährte.

Sobald das Gutachten vorliegt, wollen sie ihren Vermieter damit konfrontieren. „Wir haben das schon einmal versucht. Da hieß es, wir hätten nicht richtig gelüftet, aber das haben wir. Mehrfach am Tag mit weit geöffneten Fenstern“, sagen die Mieter. „Das ist oft die erste Antwort der Vermieter“, weiß Lafu-Mitarbeiterin Renate Seyfert aus anderen Fällen, „aber sie müssen den Schimmel und seine Ursache entfernen“. Über das Ergebnis des Lafu-Gutachtens zu dem Stuhrer Fall und die richtige Sanierung bei Schimmelproblemen berichten wir in einer späteren Folge unserer dkSerie „Unsichtbare Gefahr! Keime, Pilze, Gifte“

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