Lafu-Chef: Schimmelpilze sind oftmals das Resultat eines „Scheuklappenblicks“
Von Nicole Baumann
Ihre Grundlage ist feucht, ihre Ursache vielfältig, ihre Wirkung sehr gefährlich, mitunter tödlich – Schimmelpilze sollte man nicht unterschätzen. Das rät Gary Zörner vom Nordwolle-Labor für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu).
Sein Name klingt eher niedlich, seine Wirkung ist fatal: der Aspergillus flavus, ein Grünschimmel, produziert die besonders schädlichen, geradezu tödlichen Aflatoxine. Aber auch seine „Kollegen“ können dem Menschen gehörig zusetzen. Nur leider, das weiß Lafu-Chef Gary Zörn er, nehmen viele Menschen die Gefahr, die selbst von kleinsten Mengen an Schimmelpilzen ausgehen, nicht ernst. „Wir werden oft erst dann gerufen, wenn die Leute bereits krank geworden sind“, bedauert der Wissenschaftler und ergänzt: Nicht ohne Grund seien die Entdecker des Grabes von Tutench-Amuns ums Leben gekommen. Auch damals hätten die Mykotoxine der Schimmelpilze ihre Wirkung entfaltet. Was damals wahrscheinlich purer Zufall war, sei heute oftmals das Resultat des Scheuklappenblicks: Bereits beim Bau eines Hauses gäbe es oftmals keine ganzheitliche vorbeugende Konzeption (Lüftungsstrategien, Wärme-Kälte-Brücken etc.) erläutert Gary Zörner. Man müsse aber das gesamte System in den Griff kriegen und nicht nur die Einsparung von Energie im Kopf haben. Und so wundere es dann auch nicht, dass zu etwa 50 Prozent Baumängel die Ursache für Schimmelpilze seien, zu rund 20 Prozent Leckagen oder erhöhte Luftfeuchtigkeit und zu zirka 10 Prozent mangelnde Luftzirkulation.
„Schimmelpilze wachsen häufig versteckt und werden oftmals nicht beachtet“, erläutert der Lafu-Chef weiter. „In Innenräume gelangen sie meist als Sporen, werden von der Raumluft getragen und auch im Hausstaub angereichert.“ Der Mensch nehme die Pilzsporen und Gifte letztlich über die Atemwege auf. „Die Ausprägung der toxischen und allergenen Wirkung ist unterschiedlich, kommt auf die Spezies der Schimmelpilze und die aufgenommene Menge an“, erklärt Gary Zörner und fügt hinzu: „Auch abgestorbene oder ausgetrocknete Schimmelpilze sind noch gefährlich.
Besonders gefährdet seien ältere Personen oder Kinder. Aber auch bei allen anderen Menschen können Schimmelpilze Allergien und andere Krankheiten auslösen. „Wenn im Bereich der unteren Atemwege grippeähnliche Symptome bestehen, dann spricht man von einem ODTS“, so der Experte. Aber auch Asthma, Lungenentzündungen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder extreme Müdigkeit und Konzentrationsschwäche können das Resultat sein. Und der Aspergillus flavus, wie auch andere zahlreiche Schimmelpilze, produzieren unter anderem Aflatoxine und lösen sogar Krebs beim Menschen aus. Bei der Suche nach Schimmelpilzen sei der Phantasie häufig keine Grenzen gesetzt. Sowohl an Fensterstürzen, Fliesenfugen und Tapeten als auch in der Speisekammer oder der Kaffeemaschine sei man schon fündig geworden. Meist gleiche die Ursachenforschung jedoch einem Detektivspiel: „Es gibt rund 200.000 Schimmelpilzarten und daher sind auch die Probenahmeverfahren vor Ort und die Untersuchung im Labor sehr komplex und vielschichtig“, erklärt Gary Zörner und ergänzt: „Nicht ohne Grund hat die IHK einen Lehrgang als Fachkraft für Schimmelpilzsanierung zertifiziert.“