
Staubige Angelegenheit: Lafu-Chef Gary Zörner (r.) kontrolliert gemeinsam mit einer Mitarbeiterin ganz genau, welche giftigen Gefahren im Staub lauern können.
Delmenhorst. Immer wieder stellt der Delmenhorster Lafu-Chef Gary Zörner mit seinem Team gefährliche Stoffe in Haushalten fest. Nun warnt er vor Giften im Staub.
Gary Zörner ist ein gefragter Mann. Gerade erst war ein Fernsehteam des WDR in seinem Delmenhorster Labor für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu) zu Gast, um sich für eine Lebensmittelrecherche fachkundigen Beistand zu holen. Doch nicht nur im Essen lauern Gefahren, das wissen Zörner und die anderen Forschenden durch ihre tägliche Arbeit nur zu gut. Und so warnt er aktuell lieber vor etwas, was mit bloßem Auge gar nicht erst zu sehen ist – aber trotzdem enorm gefährlich für die Gesundheit jedes Menschen sein kann: Gifte im Staub.
Für manche Menschen kommt Hilfe zu spät
Immerhin: Es gibt da ja diesen Reflex, der schon einmal nicht der schlechteste ist. „Grundsätzlich ist es erst einmal gut, wenn man bei gewissen Produkten oder Gegenständen in Gebäuden einen störenden Geruch registriert und skeptisch wird“, sagt Zörner. „Das Problem: Das bedeutet leider nicht automatisch, dass wenn es nicht riecht, alles auch in Ordnung ist.“ Und genau an dieser Stelle fängt die eigentliche Arbeit des Lafu erst an. Nicht selten ist es da für den einen oder anderen Menschen allerdings schon zu spät, wie Zörner zu berichten weiß. Doch der Reihe nach. Natürlich werden er und sein Team gerufen, wenn offensichtlich giftige Stoffe mit nachhaltiger Wirkung in irgendwelchen Räumlichkeiten zum Einsatz kamen und einen Aufenthalt unmöglich machen. Aber manchmal ist er auch gefordert, wenn es beispielsweise irgendwo eine ungewöhnlich hohe Zahl an Krebserkrankungen gibt, der Grund aber nicht gleich ersichtlich ist. Dann ist detektivischer Spürsinn gefragt.
Mit einer mehrere tausend Euro teuren Ausrüstung geht es ans Werk. Es werden Proben genommen, Bohrungen gemacht, Luftqualitäten gemessen. „Wir können so zeigen, was alles innerhalb eines Gebäudes krank machen kann“, sagt Zörner. Und da steckt eine ganze Menge. Ein Schadstoff allein sei schon nicht schön, meint der Experte, richtig problematisch werde es aber, wenn gleich mehrere auf einmal auftreten – zumal sie dies eben nicht schön separiert als Einzelgänger tun. „Die Kombinationswirkungen der Stoffe werden schlichtweg nicht ausreichend berücksichtigt“, kritisiert der Lafu-Gründer. „Die Werte einzelner Stoffe mögen unter dem gesetzlich vorgegebenen Normwert liegen, weshalb sie zugelassen sind. In Verbindung mit einem weiteren, ebenfalls im Gebäude vorhandenen Giftstoff potenziert sich aber ihre Wirkung erheblich. Da ist 1+1 nicht automatisch 2.“
Gefahrenquellen lauern überall
Wenn Gary Zörner spricht, wird man Teil einer rasanten Reise durch mögliche Gefahrenquellen, die in Büros, Schulen oder den heimischen vier Wänden theoretisch lauern können: Asbest, Schimmelpilze, Elektrosmog, Feinstaub oder Schwermetalle, um nur einige zu nennen. Alles für sich schon nicht sonderlich attraktiv. Kommt es dann zu besagten Reaktionen untereinander, ist die Gesundheit erst recht bedroht – auch weil die betroffenen Personen gar nicht immer direkt merken, dass sie langfristig Giften ausgesetzt sind. „Krebserregende Substanzen gehören überhaupt nicht in das Lebensumfeld des Menschen“, betont Zörner, „es müssen deshalb alle gefährdenden Stoffe entfernt werden, um die Bedrohung durch Kombinationswirkungen zu reduzieren.“
Genau dafür möchte Gary Zörner das Bewusstsein schärfen. Unter anderem am kommenden Freitag, 26. November, wenn er von 18 bis 20.15 Uhr bei der VHS Delmenhorst (Am Turbinenhaus 11) einen Vortrag zu dem Thema hält. Anmeldungen sind noch unter (04221) 981 800 möglich, und wer in Corona-Zeiten nicht persönlich zur 2G-Veranstaltung kommen möchte, kann sich online einklinken. Die Teilnahme kostet neun Euro, Tipps und Antworten auf wichtige Fragen der Zuhörer gibt es vom Lafu-Chef anschließend gratis. Dafür liegt ihm das Thema einfach zu sehr am Herzen.
von Malte Bürger