Landwirt aus Leer bringt Ermittlungen ins Rollen – Gab es Warnungen?
Über verseuchtes Tierfutter ist Gift in Rohmilch gelangt. Eine Gefährdung der Verbraucher gilt als sehr unwahrscheinlich.
OLDENBURG/BRAKE – In Niedersachsen sind tausende Tonnen giftiger Mais zu Tierfutter verarbeitet und ausgeliefert worden. Der aus Serbien importierte Mais ist mit dem krebserregenden Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 belastet. Fressen Kühe das giftige Futter, reichert sich der Stoff in der Milch an.
Den neuerlichen Futtermittelskandal brachte ein Landwirt aus dem Kreis Leer ins Rollen. Der Landwirt hat sich bei uns gemeldet, weil er Probleme mit Aflatoxin in Milch festgestellt hatte“, sagte Hiltrud Schrandt, Sprecherin des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Untersuchungen ergaben, dass der Grenzwert von 50 Nanogramm Aflatoxin pro Kilogramm Milch leicht überschritten war. Daraufhin prüfte das Laves Proben des Futtermittels und wiesen dort eine Aflatoxin-Belastung fest.
Weitere Recherchen ergaben, dass eine Schiffsladung von 45 000 Tonnen Mais aus Serbien der Ursprung der Belastung ist. Der Mais war über Rumänien zum Braker Hafen geliefert worden.
10000 Tonnen Mais waren in Umlauf gelangt und wurden von 13 niedersächsischen Herstellern zu Mischfutter verarbeitet. Beliefere wurden 3560 Bauernhöfe in Niedersachsen, vor allem im Nordwesten. Insgesamt geht es um knapp 14 000 Lieferungen bis zum 25. Februar. Die verblieben 35000 Tonnen in Brake und in einer Halle in Bremen sind gesperrt worden.
Weil das Gift nicht so sehr Fleisch, wohl aber Milch belastet, geraten jetzt vor allem 938 mit dem verseuchten Futter belieferten Milchbetriebe in Niedersachsen ins Visier der Kontrolleure. Jede Milchlieferung soll nun auf Aflatoxin geprüft werden.
Am Freitag wurde zudem bekannt, dass Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) bereits im Oktober vor einer möglichen Belastung mit dem krebserregenden Schimmelpilzgift Aflatoxin gewarnt hatte. EU-weit waren Schnellwarnungen über den Mais eingegangen. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) war erst am Donnerstag über den Schimmelpilz- Mais informiert worden, während die Experten in seiner Behörde dem Verdacht schon länger nachgingen.
Eine Gefährdung für die Verbraucher durch Aflatoxin in Lebensmitteln sei sehr unwahrscheinlich, sagte Dr. Norbert Heising vom Zweckverband Jade-Weser für Veterinärwesen und Verbraucherschutz der NWZ. Der Leiter des Labors für Chemische und Mikrobiologische Analytik (Lafu) in Delmenhorst, Gary Zörner, riet hingegen zur Vorsicht beim Lebensmittelkauf: „Alle Schimmelpilze sind kleine Chemiefabriken, die hochgradig krankmachende Substanzen produzieren.“
Schimmelpilzgift Aflatoxin
Aflatoxine werden von einigen Schimmelpilzen gebildet. Das gefährlichste Gift ist Aflatoxin B1. Es ist krebserregend und kann zu Schäden im Erbgut und im Immunsystem führen. Die akut tödliche Dosis beim Menschen wird auf 1 bis 10 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht geschätzt.