Abfallwirtschaft In Ganderkesee

Belastetes Wasser steht Kunden zum Hals

Stille Wasser… – In den neuen Becken von [k]nord kann ein Teil des Emsdettener Löschwassers aufbereitet werden, wenn die notwendigen Tests entsprechend ausfallen.

Bild: Arne Haschen

Bei einem Brand in Emsdetten fielen im August 2100 Kubikmeter Löschwasser an, die als Abfall entsorgt werden müssen. [k]nord wartet dafür noch auf Testergebnisse.

Ganderkesee Abfall produzieren wir alle in großer Menge. Diesen fachgerecht zu entsorgen oder aufzubereiten, erfordert Know-how und Anlagen, wie sie etwa das Ganderkeseer Unternehmen [k]nord besitzt. Hier werden aber nicht nur Abfälle aus der Gemeinde entsorgt – derzeit ist [k]nord als Entsorger für belastetes Löschwasser aus Nordrhein-Westfalen im Gespräch.

Großbrand in Emsdetten

Am Montag, 12. August, brach auf dem Gelände des Entsorgungsbetriebes Lohmann in Emsdetten ein Feuer aus. Textile Abfälle, Holz und alte Elektrogeräte verursachten bei dem anschließenden Großbrand so viel Rauch, dass für Obst, Gemüse und Grasschnitt aus der Umgebung eine Warnung ausgegeben wurde.

Die 2100 Kubikmeter Löschwasser, die bei dem Feuerwehreinsatz anfielen, wurden in einem Klärbecken zwischengespeichert. Eine Analyse mit Leuchtbakterientest ergab giftige Werte, weshalb das Wasser nicht in eine Kläranlage eingeleitet werden konnte, weil es jetzt als Abfall gilt. Für Unmut sorgte bei Emsdettener Bürgern, dass Testergebnisse seitens der Bezirksregierung Münster nicht veröffentlicht wurden.

Wie die Emsdettener Volkszeitung mitteilt, liegen die Ergebnisse mittlerweile aber vor: Auch wenn das Löschwasser als belastet gilt, muss niemand Angst haben, sich bei Kontakt zu vergiften. Die Verantwortung zur Entsorgung liegt jetzt bei der Firma Lohmann, die dafür mit [k]nord in Ganderkesee in Kontakt getreten ist.

Das ist laut Geschäftsführer Andreas Lange überhaupt nichts Ungewöhnliches. „Löschwasser ist unser tägliches Geschäft“, sagte er, „das machen wir regelmäßig.“ Die zu entsorgenden 2100 Kubikmeter seien auch eine durchaus normale Menge für einen größeren Brand.

Wirtschaftliche Gründe

Dass sich ein Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen an [k]nord wende, habe rein wirtschaftliche Gründe. Lange: „Rund um Emsdetten gibt es etliche CP-Anlagen, die nehmen aber auch ihr Geld.“

Damit sind Chemisch-Physikalische Behandlungsanlagen gemeint, die flüssige Abfallstoffe mithilfe von Filtern, Sieben und chemischen Verfahren behandeln, damit es anschließend in das normale Abwassersystem eingeleitet werden kann. Das Löschwasser aus Emsdetten stellt laut Lange kein Problem für [k]nord dar: „Das ist harmloses Material, das können wir problemlos behandeln.“

Für den Fall, dass [k]nord mit Lohmann ins Geschäft kommt, hat das Ganderkeseer Unternehmen seine Kapazitäten gerade passend erweitert: Auf dem hinteren Gelände steht eine neue CP-Anlage, deren Becken für Flüssigkeiten und Klärschlämme eine Kapazität von 1600 Kubikmetern haben. „Die Anlage ist noch taufrisch“, sagte Lange, „die wurde erst Mitte des Jahres in Betrieb genommen.“ Dort werden unter anderem Bentonitspülungen aufbereitet, die bei Erdbohrungen für Telekommunikationsleitungen zum Einsatz kommen.

Noch ist es allerdings nicht soweit, denn dafür werden die Ergebnisse einer zweiten Analyse erwartet. Lange: „Wir gucken uns das an, dann können wir ein Angebot machen.“ Die Untersuchungen des Löschwassers – vom Rohwasser wie auch von einer bereits gereinigten Probe – führt das Delmenhorster Unternehmen Lafu durch, ein Labor für chemische und mikrobiologische Analysen. „Dort wird sehr akribisch gearbeitet“, lobte Lange. Oftmals würden Kunden zwar bereits Messwerte mitliefern, „aber wir lassen gerne selber eine Analyse machen.“

Begriff „giftig“ schwierig

Dass das Emsdettener Löschwasser als giftig bezeichnet wurde, sieht Lange kritisch. „Auch wenn die Grenzwerte für einzelne Stoffe noch lange nicht erreicht werden, kann die passende Kombination Leuchtbakterien im Test stark beeinflussen“, erklärte er. Körperlicher Kontakt mit solchen Substraten sei oft aber bedenkenlos möglich.

Auch gegen den gerne verwendeten Begriff „Sondermüll“ verwahrt er sich. „Sondermüll gibt es gar nicht“, sagte Lange. „Es gibt lediglich giftige und ungiftige Abfälle.“ Deren Entsorgung sei europaweit einheitlich geregelt, besonders sei daran nichts.

Neben [k]nord ist das Unternehmen Lohmann auch noch mit zwei Mitbewerbern im Gespräch, die bereits mit der Annahme von Löschwasser begonnen haben, wie Lange berichtete, denn in Emsdetten drängt die Zeit: Am Samstag, 14. September, findet dort ein Rockfestival nahe des zurzeit benutzen Klärbeckens statt. Bis dann muss das dort gelagerte Wasser entfernt werden.

Selbst wenn die Analyse von Lafu positiv ausfällt, werde deshalb nur ein Teil des Emsdettener Löschwassers seinen Weg in die Ganderkeseer Becken finden.

 

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