Am kommenden Donnerstag begrüßen Geschäftsführer Jürgen Beckstette (hinten) und seine Stellvertreterin Grit Fisser Lafu-Leiter Gary Zörner an der VHS. In einer Online-Veranstaltung erklären er und seine Kollegen Grundlegendes zu Corona und seinen Infektionswegen.

Delmenhorst. Trotz Wiedereröffnung der Volkshochschule Delmenhorst sollen auch die geplanten Online-Angebote noch bis Ende Juni weiterlaufen. Am Donnerstag sind Vertreter des Lafu zu Gast und sprechen in einer Online-Veranstaltung über Infektionsschutz und Hygiene.

Als zum Jahreswechsel das aktuelle Programmheft der Volkshochschule (VHS) Delmenhorst erschienen ist, konnte noch keiner ahnen, dass sich der Lockdown bis
in den Mai hineinziehen würde. „Bisher ist von den Veranstaltungen fast nichts gelaufen“, so Jürgen Beckstette, Geschäftsführer der VHS Delmenhorst. Denn seit Weihnachten sind beinahe alle Präsenzveranstaltungen ausgesetzt. Doch am Montag, 31. Mai, soll es endlich wieder losgehen – unter strengen Hygieneauflagen, versteht sich.

Ob Kurse verlängert werden, sollen die Teilnehmenden entscheiden

Grundlage der Wiedereröffnung bilden die aktuelle Niedersächsische Corona-Verordnung und die derzeitige Corona-Inzidenz im Stadtgebiet Delmenhorst.
Viele der Kursanmeldungen würden noch vom Jahresbeginn stammen. Es seien viele Kurse dabei, die bereits im Januar oder Februar hätten starten sollen. Nun wolle man mit den Teilnehmenden persönlich beraten, ob die Kurse verlängert werden sollen oder ein Teil des Geldes zurückerstattet wird. Anmeldungen wären auch weiterhin möglich, so der Geschäftsführer.

Der Unterricht werde erst einmal ähnlich aussehen, wie schon im vergangenen Sommer und Herbst, erklärt Beckstette. Auch in der VHS gelten die Vorschriften, die den meisten Delmenhorstern mittlerweile wohl in Fleisch und Blut übergegangen sind: Das Tragen einer medizinischen Maske bleibt für alle Teilnehmenden verpflichtend. Teilnehmer, die nicht geimpft oder genesen sind, müssten vor dem Besuch ein negatives Testergebnis vorweisen. Die VHS würde außerdem auch weiterhin auf geringere Teilnehmerzahlen achten und damit für genügend Abstand zwischen den einzelnen Personen sorgen.

Online-Kurse laufen weiter

Doch trotz Wiedereröffnung und Start der Präsenzveranstaltungen soll auch das Online-Angebot der VHS weitergeführt werden – wenigstens bis Ende Juni. Als sich zu Jahresbeginn langsam abzeichnete, dass es so schnell nicht weitergehen wird mit dem öffentlichen Leben, wurde im Februar ein digitales Alternativprogramm ausgearbeitet: 90 verschiedene Angebote der VHS Delmenhorst und ihren Kooperationspartnern – wie der VHS Hannover Land und der VHS Lüneburg – sollten die Schließungszeit überbrücken. Die digitale Veranstaltungsreihe „Donnerstag ist vhs-Tag – Gemeinsam durch die Pandemie“ ist ein Beispiel. Jeden Donnerstagabend um 20 Uhr finden hier 90-minütige Online-Veranstaltungen quer durch alle Fachbereiche statt.

„Eine Reise zur Wahrnehmung von unsichtbaren Gefahren“

Zu dieser Reihe gehört auch eine Veranstaltung am kommenden Donnerstag, 3. Juni. Es ist die 23. gemeinsame Veranstaltung mit dem Labor für Chemische und Mikrobiologische Analytik (Lafu) Delmenhorst. Das Thema: Covid-19. Oder genauer: Infektionsschutz und Hygiene. Das Lafu war im Jahr 2011 bereits in die Suche nach den Infektionsherden von EHEC eingebunden und beschäftigt sich jetzt verstärkt mit dem Coronavirus. Die Ökologin Ann-Kathrin Seiz und Diplomingenieur Gary Zörner erklären Grundlegendes zu Coronaviren, Infektionswegen und wie man sich und andere schützen kann. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt auf gesellschaftliche und psychologische Aspekte gelegt werden, die zur Verbreitung des Virus beigetragen haben. „Eine Reise zur Wahrnehmung von unsichtbaren Gefahren“ nennt Lafu-Leiter Zörner die Online-Vortragsveranstaltung.

„Man lernt über das, was um uns herum kreucht und fleucht eigentlich gar nichts“, sagt Zörner und bezieht sich dabei unter anderem auf das Bildungssystem, auf Schule, Universität und Ausbildung. Dabei sei mikrobiologisches Grundwissen in vielen Bereichen relevant. In der Gastronomie sowie der Veranstaltungs- und Fitnessbranche zum Beispiel. Aber auch im Alltag jedes Einzelnen. „Man hätte im Februar 2020 eigentlich eine riesige Qualifikationsmaßnahme an Schulen und Betrieben organisieren müssen.“

Jeder sollte ein bisschen mehr Virologe sein

Menschen würden dazu neigen, Risiken auszublenden und litten unter einem Unvermögen, nicht sichtbare Gefährdungen wahrzunehmen. „Wenn alle Belastungen der Umwelt sofort wehtun würden, dann würden wir den ganzen Tag vor Schmerz schreien.“ Dabei soll aber auch auf die politische Ebene eingegangen werden. „Auf dieser Ebene ist schon viel schiefgelaufen.“

Zörner wünscht sich insgesamt mehr Offenheit für wissenschaftliche Erkenntnisse und ein größeres Bewusstsein für unsichtbare Gefahren. Hierzu gehöre nicht nur Corona, sondern auch Schimmel, Nitratbelastung im Wasser, Atomenergie und vieles mehr. „Bezüglich unsichtbarer Gefahren sollten wir alle ein bisschen mehr Virologe sein.“ Die Pandemie habe hingegen eine Reihe von Pseudo-Experten und Verschwörungsmythen hervorgebracht.

Auch VHS-Leiter Beckstette stimmt zu. In Falschinformationen sieht er eine große Gefahr: „Das geht bis zur Gefährdung unserer Demokratie.“ In einer immer komplexeren Welt, sei es wichtig mit Wissen durch die Welt zu gehen, sagt er und sieht hierin auch einen direkten Auftrag der Volkshochschulen.

Von Svana Kühn

Quelle: https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/2321371/vhs-delmenhorst-oeffnet-wieder-online-angebote-laufen-weiter

 

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