Gary Zörner warnt vor der Gefahr, die von Aerosolen ausgeht und will nun in einem Vortrag aufklären

Gary Zörner und Re-nate Seyfert (von links) zeigen ihren Gerätepark zur Luftmessung. Um unsichtbare Gefahren finden und erkennen zu können, ist Wissen notwendig. Zörner will in einem VHS-Vortrag helfen, dieses Wissen zu vermitteln.
Delmenhorst. Aerosole sind Treiber der Pandemie. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile über wissenschaftliche Kreise hinaus herumgesprochen. Aerosole sind kleinste Partikelchen in der Luft. Doch wie sich diese Aerosole bewegen und wie man sie einhegen kann, darüber sei das Wissen noch sehr begrenzt, meint zumindest Gary Zörner. Der Geschäftsführer des Labors für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu) beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Aerosolen und wurde zum Beispiel während der Ehec-Pandemie von 2011 zurate gezogen.
Damals erkrankten rund 3000 Menschen, vornehmlich in Norddeutschland, aufgrund von Kolibakterien, 53 Personen starben. Die Frage lautete damals: Was war passiert? Und Zörner und sein Lafu begaben sich auf die Suche nach den Infektionsherden, die auf mangelnde Hygiene zurückzuführen waren.
Dass wir heute in Zeiten einer globalen Pandemie ohnehin verstärkt auf Hygienemaßnahmen achten, dass Schutzmasken getragen werden und über die Anschaffung von Luftfiltern für Schulhäuser debattiert wird, ist für Zörner zumindest ein Anfang. „Wir wollen mit unseren Vorträgen aufklären. Das ist immer eine Reise Zur eigenen Wahrnehmung unsichtbarer Gefahren“, sagt er. Im nächsten Vortrag aus der Reihe, die das Lafu gemeinsam mit der Volkshochschule Delmenhorst (VHS) veranstaltet, wird es um jene Thematik gehen. Und weil der Vortrag in einer Zeit geplant wurde, als die Entwicklung der Pandemie keine Vor-Ort-Veranstaltungen mit Publikum erlaubte, wird der Vortrag virtuell in die Wohnungen der Teilnehmer übertragen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Ann-Kathrin Seiz wird Zörner unter dem Titel; „Infektionsschutz und Hygiene im Hinblick auf SARS-CoV-2 (Coronavirus) und Covid-19 in Innenräumen und im Freien unter Einbeziehung gesellschaftlicher und psychologischer Aspekte“ das ganz große Ganze in den Blick nehmen. Und das ist nach Aussage von VHS-Leiter Jürgen Beckstette auch dringend nötig: „Die Aufgabe von Volkshochschulen ist es, gegen Halb- und Unwissen vorzugehen, denn diese Falschinformationen gefährden letztlich die Demokratie.“
Zörner ist überzeugt, dass die Menschheit viel zu wenig über ihre eigene Umwelt weiß. So verhält es sich auch mit der gegenwärtigen Pandemie. „Die Psychologie hat herausgefunden, dass die Menschen sehr gut filtern und Gefahren einfach ausblenden können, wenn sie das eigene Ego erschüttern. Dann wird einfach ausgeblendet was schlimm Oder schmerzhaft oder quälend sein könnte.“ Und dazu gehören auch unsichtbare Gefahren, die über die Ansteckungsgefahr von Coronaviren hinausgehen, zum Beispiel Schimmel, Radioaktivität, Asbest oder die Auswirkungen des Klimawandels.
Mit Corona infiziert man sich durch Tröpfchen. „Aber Aerosole müssen von Tröpfchen unterschieden werden. Mit Tröpfchen- und Schmierinfektionen wird man relativ leicht fertig, aber Aerosole halten sich sehr lange in der Luft und haften auch sehr lange weiterhin ansteckend auf Oberflächen“, sagt Ann-Kathrin Sei-z. Aerosole sind kleinste Tröpfchen. Also jene, die sich im Atem halten und dann eine weite Reise durch die Luft antreten. „Deshalb war das Infektionsrisiko in Schlachthöfen und auf Chorveranstaltungen auch so besonders hoch: Die schwere Arbeit
hat zu stärkerem Ausatmen geführt, es wurden also mehr Aerosole in die Umgebung abgegeben“, stellt Seiz fest.
„Wir lernen gerade sehr viel dazu“, ergänzt Gary Zörner. Seit langem beklagt er, dass gerade in Gebäuden zu wenig auf die Hygiene geachtet würde. Ob Schimmelbefall durch undichte Rohre oder die Verbreitung von Krankheitserregern aufgrund schlechter Lüftungsströme. Ann-Kathrin Seiz sagt, sie habe die aktuellsten Forschungsergebnisse zusammengetragen. Und sie stellt fest, dass die mobilen Luftfilter-anlagen für die Schulhäuser einen Nutzen haben können. „Aber nur, wenn man sich vorher überlegt, wo sie sinnvoll aufgestellt werden. Und sie ersetzen niemals das offene Fenster zur Frischluftzufuhr“. Ihre Untersuchungen haben gezeigt, dass die Geräte sogar den gegenteiligen Nutzen haben können: „Stellt man die ungünstig auf, am
besten direkt vor einen Schüler, dann verbreiten sich eher mehr Erreger im Klassenraum, als eigentlich weggefiltert werden sollten.“
Vortragsabend der VHS
Der öffentliche Online-Vortrag wird am kommenden Donnerstag, 3. Juni, um 20 Uhr beginnen. Im Rahmen der Reihe „Donnerstag ist VHS-Tag – Gemeinsam durch die Pandemie“ veranstaltet die Volkshochschule Delmenhorst seit Jahresbeginn ein virtuelles Vortragsprogramm. Die Teilnahme an den Vorträgen kostet jeweils 9 Euro und kann unter www.vhs-del-
menhorst.de gebucht werden. Anschließend erhält man die Zugangsdaten. Voraussetzung zur Teilnahme ist ein stabiler Internetanschluss, und ein PC mit Kamera, Lautsprecher
und Mikrofon oder ein Smartphone, dass in jedem Fall über Kamera, Lautsprecher und Mikrofon verfügt.