Klärschlamm: Firma Lafu rät zur Aufrüstung der Klärwerke – Infobesuch von Ortel (SPD)

mik Delmenhorst. Gary Zörner hatte ein drastisches Beispiel parat: Vor Jahren sei bei mysteriösen Todesfällen von Neugeborenen im norddeutschen Raum ein Zusammenhang mit der Düngung landwirtschaftlicher Flächen ermittelt worden. In der Leber der Leichen seien Kupfer und Pestizide festgestellt worden, die als Schadstoffmix eine tödliche Wirkung entwickelt hätten. Die Babys hätten Wasser getrunken, das aus Hausbrunnen und über Kupferleitungen gefördert worden sei. Viele Risiken dieses Zusammenspiels verschiedener Schadstoffe seien noch nicht erforscht, mahnte gestern Zörner, Chef des Labors für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu), in einem Gespräch mit dem SPD-Bun-destagsabgeordneten Holger Ortel. Ein Chemiecocktail könne zu einem „Megagift“ führen. Dies sei auch die Gefahr des Klärschlamms, der als Wirtschaftsgut vermarktet wird und als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen landet. Die Rückstände aus den Abwässern von Haushalten und Firmen wiesen beispielsweise Schwermetalle und Pestizide auf, die besonders giftige Verbindungen eingingen. Zörner rät daher dringend zu einem Umdenken in den deutschen“ Klärwerken, auch in Delmenhorst (laut Ortel fallen in Deutschland jährlich 3,2 Millionen Tonnen Trockenmasse des Schlamms an – in Delmenhorst etwa 2300 Tonnen). Grenzwerte müssten gesenkt werden, Klär- und Filterstufen erheblich aufgerüstet werden. Es sei besser in eine aufwendigere Klärtechnik zu investieren, als im nachhinein die volkswirtschaftlichen Schäden durch Giftbelastungen landwirtschaftlicher Nutzflächen zu beseitigen. Auch müsse das Bewusstsein der Bürger weiter geschärft werden: Denn noch viel zu häufig würden Arzneimittel, Holzschutzmittel, Reiniger und andere belastende Dinge in den Absfiuss gespült, deren Inhaltsstoffe sich zu einem gefährlichen Chemiemix potentiellen. Klärschlamm sei eigentlich ein viel zu wertvoller Nährstoff, als dass seine Qualität durch diese Schadstoffeinträge leiden dürfe. Zörner kooperiert zur Optimierung von Kläranlagen mit der Firma Engelbart (biologische Verfahrenstechnik, Westerstede) sowie der Fachhochschule Emden (Prof. Meiners). Ortel sagte zu, sich um Zuschüsse für die Lafu-Arbeit auf diesem Gebiet zu kümmern. Dazu wolle er sich mit dem Ministerium für Verbraucherschutz, Umwelt und Landwirtschaft in Verbindung setzen. Er habe das Gespräch mit Lafu auch vor dem Hintergrund einer Sachinformation für sein Mandat im Fachausschuss des Bundestages geführt.

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