Die Graft mutierte durch einen gestiegenen Grundwasserspiegel vom Stadtpark zu einem Sumpf voller stinkender brauner Brühe. Kann bei solch einer dunklen Farbe und üblem Geruch die Wasserqualität wirklich gut sein? Ist lediglich Eisen im Wasser das Problem? Leider nicht, denn das Ergebnis ist viel schlimmer …
Jeder sieht wohl mit bloßem Auge, dass die Brühe in den neu entstandenen Seen der Graft kein Wasser des Lebens ist. Aber dass der Kontakt mit dem Wasser im schlimmsten Fall tödl ich enden kann, hätte wohl niemand erwartet. Doch von Anfang an: Es ist stadtbekannt, dass der Grundwasserspiegel in der Graft erheblich angestiegen war und der Stadtpark zu versumpfen drohte. Glücklicherweise ging das eigentlich stillgelegte Wasserwerk an der Graft wieder in Betrieb, um so den Park wieder trockenzulegen. Momentan strömt das Wasser in einen Abwasserkanal, soll aber nach einer Enteisenung auch in Gräben eingeleitet werden, in denen sich Fische tummeln. Ob die Menge des abgeleiteten Grundwassers ausreicht, um die Graftwiesen wieder halbwegs zu trocknen, wird sich erst noch zeigen. Grund genug, einmal die Wasserqualität der dortigen braunen Pfützen zu untersuchen. Schließlich sind diese nicht abgesperrt, sondern für jeden frei zugänglich, der sich einen Sumpf mal aus nächster Nähe anschauen will. Das Deldorado nimmt – eingewiesen vom Delmenhorster Lafu-Labor für Chemische und Mikrobiologische Analytik – an drei verschieden Stellen der Graftanlage Proben für Untersuchungen.
Beim Betreten des Parks von der Max-Planck-Straße aus fällt direkt beim Eingang eine große Wasserstelle ins Auge. Hiervon nimmt das Deldorado die ersten Proben. Zweiter Ort ist ein Graben direkt am Kinderspielplatz und in der Nähe der GraftTherme mit einer ölig schimmernden „Kruste“. Bei der Entnahme schwimmen unzählige tote Insekten auf der Wasseroberfläche – ziemlich ekelerregend. Letzte Entnahme von brauner Brühe: ein neu entstandener Teich bei den Kleingartenanlagen. Wenn sich hier verschmutztes Wasser befindet. ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Besitzer der Kleingärten ihre Tomaten damit gießen.
Eine Woche nach der Entnahme: Die Ergebnisse sind da. Wohl am besorgniserregendsten: In jeder(!) der drei Probenfanden sich E.-coli-Bakterien. Zum Vergleich: In Trinkwasser dürfen gar keine vorkommen. Auch wenn das getestete Wasser nicht für den menschlichen Gebrauch bestimmt ist, gefährlich ist solch ein Ergebnis trotzdem: Sollte mal in Kind in dem Matsch aus Versehen ein bisschen Wasser verschlucken oder ein Hund hineinspringen und dabei in Kontakt mit den Keimen kommen, könnte das im schlimmsten Fall tödlich enden. Außerdem kann das krank machende Wasser auch in Keller der Anwohner sickern. Und zur Erinnerung: Auch die EHEC-Epidemie in diesem Frühsommer wurde durch E.-coli-Bakterien ausgelöst. Zudem: Wenn dieser Keim im Wasser ist, ist es auch gut möglich, dass sich auch andere Krankheitserreger dort befinden: Salmonellen, Viren, Schimmelpilze, Amöbenruhr – mit alldem könnten Besucher sich im schlimmsten Fall infizieren.
Aber E.-coli ist nicht das einzig Bedenkliche, das sich in den Proben befindet. Auch Enterokokken – Erreger, die in Verdacht stehen, schwere Infektionen auszulösen – tummeln sich nachweislich im Graben sowie in der Wasserstelle bei der Max-Planck-Straße. Schwermetalle fanden sich ebenfalls in den Proben, sogar hochgiftiges Blei konnte das Lafu feststellen. Vor allem in der Probe im Graben war der festgestellte Wert hundertmal höher als in unbelasteten Gewässern. Doch das ist noch nicht alles. Ebenfalls in hohem Maße vorhanden: Ammonium, Nitrat und Nitrit. Gerade die Kombination dieser drei Stickstoffverbindungen ist ein Indikator auf Verunreinigung durch Fäkalien.
Was können die Ursachen dieser starken Verunreinigung sein? Bei den Keimen ist es gut möglich, dass sie durch die Verteilung von Gülle kilometerweit durch die Luft wanderten und in dem Wasser die besten Bedingungen fanden, sich munter zu vermehren. Aber der Rest? Ganz genau vermag dies keiner zu sagen. Dafür hätten bereits vor und nach der Stilllegung des Wasserwerks regelmäßig Proben entnommen werden müssen. So kann das Deldorado nur einen Zustandsbericht abliefern. Und dieser Zustand ist vor allem eins: überprüfenswert. Dies ist aber Aufgabe der zuständigen Behörde.