Insbesondere die Kombinationswirkungen von Schadstoffen werden unterschätzt

Die Mitarbeiter des Labors für mikrobiologische und chemische Analytik (Lafu) auf der Nordwolle erfassen die oft unsichtbaren Gefahren in Gebäuden mit gezielten Probenamen und Messstrategien.

„Die Erfahrung zeigt, dass Themen wie die Kombinationswirkungen im Zusammenhang mit verschiedenen Wirkmechanismen, das Allergie- und Krebsgeschehen oder die Gesundheitsschäden durch hormonell wirksame Giftchemikalien oft nicht in den Fokus gelangen“, erklärt Lafu-Chef Gary Zörner. Die Ursachen und die komplexe Problematik der gesundheitlichen Auswirkungen insbesondere von mit Schadstoffen/ Wohngiften und Schimmel belasteten Gebäuden werde erheblich unterschätzt.

„Leider werden die Grenz- und Richtwerte von Schadstoffen erst Jahre, meist Jahrzehnte später, entsprechend ihrer dramatischen toxischen Auswirkungen, heruntergesetzt beziehungsweise Stoffe verboten“, sagt Zörner. Dies beziehe sich auch auf die allermeisten gesundheitsschädlichen Chemikalien, Fasern (Asbest/ KMF), Eie ktro -Sm og, Radioaktivität, Nanopartikel.

Des Weiteren würden die Aspekte der Kombinationswirkungen so gut wie gar nicht berücksichtigt. „Hiermit wird verdeutlicht, dass es sich um Interessenwerte handelt und nicht um eine vorrausschauende Sorge um die Gesundheit der Menschen“, ist sich Zörner sicher.

Die Kombinationswirkungen müssten auch in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden: „Nicht nur in Gebäuden sind wir vielen Belastungen ausgesetzt.“ Auch Schadstoffe aus Trinkwasser (Zum Beispiel Blei, Kupfer, Chlor), Lebensmitteln (beispielsweise Quecksilber, Pestizide) , Textilien, Kosmetika, zahlreichen Alltagsgegenständen sowie Kontaminationen an Arbeitsplätzen addieren oder potenzierten die Kombinationseffekte.

„Die daraus resultierenden multifaktoriellen Zusammenhänge und Kombinationseffekte lassen das dramatische Ausmaß der Risiken für die Potenzierung der krankmachenden Auswirkungen auf die Gesundheit erkennen“, erläuter Zörner. Auch aus diesem Grund sollten Richt- und Grenzwerte aus präventiver Sicht um ein Vielfaches geringer sein als zurzeit vorgegeben.

Insbesondere bei der Bewertung von krebserregenden und hormonell wirksamen Stoffen sei zu berücksichtigen, dass für diese Substanzen, unabhängig von der detektierten Konzentration, das Minimierungsgebot im Innenraum gilt. Diese Gift-Chemikalien sollten nach Möglichkeit vollständig aus der Umgebung des Menschen entfernt werden. Grund dafür sei, dass auch geringste Mengen dieser Stoffe das Risiko erhöhen zum Beispiel an Krebs zu erkranken.

Damit nicht weiter Produkte ohne den Nachweis ihrer Ungefährlichke it auf den Markt kommen, sollte die Beweislast umgekehrt werden. „Dies bedeutet, dass ein Stoff beziehungsweise eine Chemikalie nur dann produziert und angewendet werden darf, wenn bewiesen ist, dass keine negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt erfolgen“, fordert der LafuChef. Dabei müsse aus dem Blickwinkel der Vorsorge jeweils der gesamte Produktlebenszyklus einbezogen werden. (nba)

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