Die Luft in vielen Containern in den Bremer Häfen ist belastet. Das kann zum Problem für Arbeiter, Zöllner und Verbraucher werden.
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Täglich werden hunderte Container in den Häfen in Bremen und Bremerhaven entladen – und weiterverarbeitet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Luft in bis zu 20 Prozent dieser Container mit Schadstoffen belastet ist, die aus der Ware ausdünsten.
Wie groß ist die Gefahr durch die Schadstoffe?
Sie ist nicht zu unterschätzen, sagt Gary Zörner vom Delmenhorster Lafu-Institut für chemische und mikroanalytische Analysen: „Das fängt eigentlich bei den Rohstoffen bei der Produktion an, über den Transport bis hin zum Entladen“, so Zörner. Nach Einschätzung der Wissenschaftler gibt es bei der Kontrolle von Schadstoffen in der Container-Luft noch viel zu große Lücken – und damit auch ernsthafte Gesundheitsgefahren für Hafenarbeiter. Außerdem können unterwegs Schadstoffe dazukommen, zum Beispiel durch Schimmelpilze. Letztlich kommen die Produkte zum Verbraucher – und auch der sei durch ausdünstende Schadstoffe gefährdet.
Wie wird nach den Schadstoffen gesucht?
Es gibt keine flächendeckenden Kontrollen. Es gab Fälle, wo Hafenarbeiter die Arbeiten akut abbrechen mussten, weil sie schwere Reizungen hatten und zum Arzt mussten. Eine Person musste sogar ins Krankenhaus. Dann wurde das Lafu-Institut zur Untersuchung gerufen. Später wurde eine große Konzentration hochgiftiger Lösungsmittel nachgewiesen, auch Krebs erregendes Benzol. In den Kartons war Spielzeug, das zuvor mit starkem Lösungsmitteln bearbeitet wurde, berichtet der Lafu-Chef aus eigener Erfahrung: „Ich habe den nur aufgemacht und leicht fächernd gerochen. Das reichte für ein Übelkeitsgefühl. Mir war das Mittagessen vergangen.“ Er habe nicht damit gerechnet, dass ein kleiner Karton mit Spielzeug dermaßen wirke. Auch, wenn das besonders heftige Fälle waren, ist klar: Ein Container ist immer eine Art Wunderkiste, was den Schadstoff-Cocktail betrifft. Manchmal mit 100 verschiedenen Schadstoffen, die noch gefährlicher werden, wenn sie zusammenwirken, so das Institut.
Wie gehen die Hafenunternehmen damit um?
Die Hafenarbeiter sind angehalten, die Container erst mal zu lüften. Wenn sie Gerüche feststellen, werden Experten zum Messen hinzugeholt. Das passiert laut Hafenunternehmen BLG aber nur ein bis zwei Mal im Jahr. Eine grundsätzliche Kontrolle mit Messgeräten gibt es nicht. Das liegt auch daran, dass auf dem Terminal selbst wenig Container weiterverarbeitet werden. Hier öffnet der Zoll die meisten Container – und die Zollbeamten checken die Luft auch mit Messgeräten, sagt Zollsprecher Volker von Maurich: „Es gibt aus anderen Bereichen durchaus schon Krankheitsfälle, die dokumentiert sind, die auch schlimme Verläufe haben. Methylbromid ist beispielsweise ein Gas, das in Europa verboten ist, aber anderswo noch eingesetzt wird. Das kann zu Berufsunfähigkeit führen, wenn man ihm stark ausgesetzt ist.“ Fast täglich gibt es Verdachtsfälle auf Schadstoffbelastung. Manchmal muss ein Container erst belüftet werden, damit die Zollbeamten hinein dürfen. In seltenen Fällen kommt es laut Zoll sogar vor, dass Container gar nicht kontrolliert werden können, weil der Schadstoffpegel zu hoch ist.
Wie kontrollieren die zuständigen Behörden?
Laut dem Bremer Gesundheitsressort gibt es anlassbezogene und proaktive Kontrollen durch das Gewerbeaufsichtsamt im Hafen genauso wie bei Logistikunternehmen und verarbeitenden Betrieben. Dazu ist auch schon der Zoll angefordert worden, um Container für die Behörden zu prüfen. Die meisten Container werden auf andere Transportmittel verladen und erst außerhalb Bremens geöffnet. Aber in Zukunft plant die Gewerbeaufsicht nach eigenen Angaben stichprobenhafte Kontrollen. Mit Ausnahme von Bremen hat in den letzten fünf Jahren in keinem norddeutschen Bundesland eine Arbeitsschutzbehörde den Zoll um Amtshilfe in der Sache gebeten.
Den Fernsehbeitrag Schadstoffe und Schimmel: So werden Container zur Gesundheitsgefahr können Sie aus rechtlichen Gründen nicht bei uns direkt auf der Seite sehen.
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